Über das Land

Über das Land Niger

Bild oben: Karte von Westafrika. Hier sind die Nachbarstaaten, sowie die Landeshauptstadt Niamey und die Regionalhauptstadt Zinder zu sehen.

Geografie

Die Republik Niger liegt in Westafrika und ist ein Binnenland, d.h. es hat keinen direkten Zugang zur Küste und damit zu Häfen. Niger liegt etwa zwischen dem 10. und dem 20. Breitengrad nördlich des Äquators. Das Land hat sieben Nachbarn: Libyen und Algerien im Norden, Burkina Faso und Mali im Westen, den Tschad im Osten und Nigeria sowie Benin im Süden. Die Republik Niger gehört zu den flächenmäßig größten Ländern Afrikas: mit einer Gesamtfläche von 1.267.000 Quadratkilometern ist Niger fast viermal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland (mit 357.000 Quadratkilometern).

Der für den Staat namensgebende Fluss Niger fließt teilweise durch den (daher) dichter besiedelten Südwesten des Landes und bildet stückweise auch die Grenze zu Benin. Etwa zwei Drittel des Landes sind Wüste, das dritte Drittel zählt zur so genannten Sahel-Zone. Die Hauptstadt von Niger ist Niamey.

Die Hauptstadt Niamey

Niamey liegt im Südwesten des Landes, die Region hat etwa 1,5 Millionen Einwohner (7/2024) die Stadt selber ist die bevölkerungsreichste in Niger. Der gleichnamige Fluss fließt ebenfalls durch die Stadt.

Bilder oben: Eindrücke aus der Hauptstadt Niamey.

Die Stadt Zinder

Die Stadt Zinder, in der sich unser Schulcampus befindet, liegt im Südosten des Landes, etwa 900 Kilometer östlich der Hauptstadt Niamey. Mit rund 600.000 Einwohnern (2024) ist Zinder die zweitgrößte Stadt des Landes. Zinder (auf afrikanisch Damagaram) wurde ursprünglich als Rastplatz entlang durch die Sahara führender Karawanenwege gegründet. Zinder war bis 1926 auch Hauptstadt des Niger.

Bilder oben: unterwegs in Zinder.

Klima

In Niger herrscht ein trocken-heißes Wüstenklima. Die Unterschiede während der Jahreszeiten sind nicht so stark ausgeprägt wie etwa hier in Mitteleuropa. Im „Winter“, der in Niger von November bis Februar dauert, bewegen sich die Tagestemperaturen zwischen 25°C und 30°C, am heißesten ist es im Frühjahr mit durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen von bis zu 45 °C. Niederschläge gibt es fast nur während der Regenzeit, die von Juli bis September andauert. 

Bild oben: Vegetationszonen.

Bevölkerungentwicklung

Niger ist ein Land mit starkem Bevölkerungswachstum: die Einwohnerzahl steigt jährlich um ca. 3,8 %. Frauen haben im Durchschnitt 6,7 Kinder (2022), wobei diese Zahl in den letzten Jahren etwas zurückgegangen ist. Seit Beginn unseres Engagements für das Schulprojekt in Kara Kara hat sich die Einwohnerzahl des Landes auf jetzt (7/2024) 26,3 Millionen etwa verdoppelt. Dies gilt auch für die Bevölkerung der Hauptstadt Niamey. In Niger ist aufgrund der genannten Umstände knapp die Hälfte der Bevölkerung jünger als 15 Jahre.

Weitere große Städte sind neben Niamey und Zinder die Hauptstädte der gleichnamigen Regionen Maradi und Agadez. Zinder hat heute (2024) etwa so viele Einwohner/innen wie Stuttgart (etwas mehr als 600.000), was nahezu eine Verdreifachung in den letzten 20 Jahren bedeutet.

In Niger werden die Sprachen der verschiedenen Volksstämme gesprochen: etwas mehr als 50 % sprechen Hausa (das sprechen auch die meisten Menschen in Zinder), etwa 20 % Songhai-Zerma (Djerma); weitere Sprachen sind Tamascheq (von den Tuareg gesprochen), Kanuri oder Fulfulbe. Die offizielle Amtssprache ist Französisch.

Bezüglich der Religionszugehörigkeit sind etwa 95 % der nigrischen Bevölkerung Muslime.

Verwaltungsstruktur

Das Land ist verwaltungsmäßig in 7 Regionen gegliedert, die von der Kolonialmacht Frankreich geschaffen und nach Erlangung der Unabhängigkeit (1960) beibehalten wurden: Tillabéri (mit der Landeshauptstadt Niamey), Maradi, Tahoua, Zinder, Diffa, Agadez und Dosso. Verwaltungschef der jeweiligen Region ist ein Gouverneur. Diese Regionen sind weiter gegliedert in 63 Departements.

Wirtschaft

Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt; auf dem Human Development Index der Vereinten Nationen belegt das Land den drittletzten Platz (2021) mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 610 $ (2023). Zum Vergleich: in den USA betrug das BIP pro Kopf in 2022 etwa 70.000 $.

Die nigrische Bevölkerung lebt überwiegend von Viehzucht (Schafe, Ziegen, Kamele, Rinder) und einem extensiv betriebenen Ackerbau, beides vor allem zur Eigenversorgung. Aufgrund der geografischen Lage sind nur etwa 15% der Landfläche überhaupt landwirtschaftlich nutzbar. Wo die vorhandene Vegetation diese Nutzung nicht mehr erlaubt, nomadisieren die Viehhalter. Entlang des Flusses Niger leben Anwohner auch vom Fischfang.

Ernteerträge und Einkommen der ländlichen Bevölkerung schwanken mit den unsicheren klimatischen Bedingungen. Immer wieder kommt es in dem Land zu Dürreperioden oder zu Überschwemmungen, die oftmals eine Hungersnot auslösen.

Handwerkliche Betriebe versorgen die Bevölkerung überwiegend mit den typischen notwendigen Gebrauchsgütern des Alltags.

Bilder oben: auf einem Markt werden Erzeugnisse des lokalen Handwerks angeboten.

In Niger gibt es größere Uranvorkommen; der Export, insbesondere nach Frankreich, trägt signifikant zum Bruttoinlandsprodukt bei, der Abbau des Uranerzes ist aber mit großen Umweltbelastungen verbunden. In 2011 wurden nördlich von Zinder auch Rohölvorkommen entdeckt; China hat in Zinder eine Raffinerie gebaut, deren Produkte werden vor allem nach China exportiert werden. Die Exporterlöse und die Gewinne der Industrie kommen außer den ausländischen Partnern der heimischen Bevölkerung allerdings in ganz unterschiedlichem Maße zugute; es profitieren vor allem die städtischen Eliten, in den ländlichen Regionen herrscht weiterhin große Armut.

Auf der Website der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) kann man zur wirtschaftlichen Situation des Landes das Folgende lesen: „Viele Faktoren wie beispielsweise die geografische Lage des Landes, die schlechte Infrastruktur sowie die problematische Sicherheitslage beeinträchtigen die Entwicklung des Landes.“

Bildung, Schulen

Bezüglich der schlechten Entwicklungschancen des Landes spielen aber auch das extreme Bevölkerungswachstum, der mangelnde Zugang zu Bildung und die mangelnde Gesundheitsversorgung eine Rolle. Der Staat strebt zwar an, dass alle Kinder und Jugendlichen die 10-jährige Schulpflicht erfüllen. Die staatlichen Schulen sind auch kostenlos. Allerdings entstehen Kosten durch die Schulkleidung, die Lernmittel und eventuell auch durch die Anfahrt. Zudem erkennt die ländliche Bevölkerung häufig nicht den Nutzen der Schulbildung und sieht mehr den Ausfall einer Arbeitskraft. Angesichts des starken Bevölkerungswachstums reicht trotz großer staatlicher Anstrengungen die Zahl der Schulen nicht zur Deckung des Bedarfs. Und etwa ein Drittel der Schüler/innen bricht den Schulbesuch vor dem Abschluss der Grundschulzeit ab. Zudem sind die Lehrer/innen häufig nicht ausreichend qualifiziert. Besser ausgestattet und mit Personal versorgt sind private Schulen in den städtischen Zentren; die hohen Schulgebühren können sich aber nur reiche Eltern für ihre Kinder leisten.

So bleibt der Analphabetismus in Niger ein weit verbreitetes Problem: im Mittel über 60 % der Erwachsenen können weder schreiben noch lesen, in ländlichen Regionen und bei Frauen ist der Anteil noch deutlich höher.

In den großen Städten (Zinder, Tahoua, Maradi, Diffa, Dosso, Agadez) gibt es Universitäten, in der Hauptstadt Niamey sind mehrere Hochschulen ansässig; die größte staatliche Hochschule ist die Universität Abdou Moumouni (UAM) in Niamey.

Politische Situation

Niger war eine französische Kolonie und wurde formal 1960 unabhängig. Das Erbe dieser Kolonialherrschaft bestimmt aber die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen des Landes: die Amtssprache ist Französisch, die politischen Institutionen (Präsident, Parlament), die Verwaltungsstrukturen (Einteilung des Landes in Regionen und Departements mit den entsprechenden Verwaltungsorganen) und das Bildungssystem orientieren sich eng am französischen Vorbild. Frankreich gehört auch zu den wichtigsten Handelspartnern.

Bis 1999 wechselten die Regierungen häufig und es kam immer wieder zu Staatsstreichen.

Am 26. Juli 2023 stürzte die Präsidialgarde den Präsidenten und errichtete eine Militärregierung. Mohamed Bazoum wurde von den neuen Machthabern unter Hausarrest gestellt. Die Putschisten bildeten den „Nationalen Rat zur Bewahrung des Vaterlandes“ (CNSP) und tauschten in der Folge die meisten höheren Regierungs- und Verwaltungsposten aus. Ob die Herrschaft des CNSP wirklich nur eine Übergangsphase bis zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung darstellt, bleibt abzuwarten.

Niger trat in der Folge des Putsches aus der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) aus, die Grenzen zu Benin und Nigeria wurden vorübergehend geschlossen. Die meisten internationalen Institutionen, die bisher mit dem Land bezüglich der Entwicklung zusammengearbeitet hatten, setzten ihre Arbeit aus. Diese Maßnahmen verschlechterten die wirtschaftliche Situation dramatisch, was auch eine starke Inflation zur Folge hat.

Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung will in der aktuellen unsicheren politischen Situation verstärkt Nichtregierungsorganisationen in Niger unterstützen.

Auswirkungen auf unsere Schule

Auf das Schulzentrum in Kara Kara hatte der politische Umsturz bisher nur indirekt Einfluss: so haben natürlich die Eltern der Schüler/innen unter den stark gestiegenen Preisen (auch für Lebensmittel) zu leiden und die Versorgungslage ist durch die geschlossenen Grenzen und den Wegfall internationaler Hilfen schwieriger geworden. Auch war vorübergehend der Finanztransfer vom Verein zu Mungane eingeschränkt bzw. für Mungane war es zeitweise nicht möglich, größere Geldsummen bei den lokalen Banken abzuheben. Diese Schwierigkeiten sind mittlerweile behoben.

Beim letzten Besuch von Lamin Ousman-Daouda in Zinder im Januar 2024 haben der 1. Bürgermeister von Zinder, der Sultan von Zinder, der Gouverneur von Zinder und der Präsident des Regionalrates ihre Unterstützung des Schulprojektes bekräftigt; der Sultan, der Gouverneur und der Präsident des Regionalrates haben auch Patenschaften übernommen. Und der Bürgermeister hat (schon zum wiederholten Mal) bei der Schule Tische und Bänke bestellt, die im Werkunterricht gefertigt werden.

Quellenangabe 

Für die Texte wurden folgende Quellen genutzt: GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH), BMZ (Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Auswärtiges Amt, Wikipedia, statista.com., u.a.

GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH):
https://www.giz.de

BMZ (Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung):
https://www.bmz.de

Auswärtiges Amt (Außenministerium der BRD):
https://www.auswaertiges-amt.de

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